Montag, 26. Mai 2008

Forschertagebuch zur subjektiven Wahrnehmung von der Generierung gemeinsamen Wissens:

In den letzten Tagen nehme ich vermehrt folgende Erscheinung auf kommunikationsgestützten Plattformen wahr.

allgemeine Hinführung zur Beobachtung:

Gemeinsames Wissen wird aus individuellem Wissen gebildet. Die Plattform, wo gemeinsames Wissen herausgebildet werden soll, wird mit individuellem Wissen der Teilnehmer gespeist. Individuelles Wissen wird an der Schnittstelle der Transformation gemeinsamer Wissensgenerierung zu einer Information, die von der Gruppe anschließend geprüft wird. Hierbei handelt es sich um einen kollaborativen Prozess. Das individuelle Wissen, das sich auf einer impliziten Ebene befindet kann auf die explizite Ebene verlagert werden. Im individuellen Wissensfundus befindet sich bereits kollektives Wissen (Bspw. Form von Gesetzen), das ebenfalls in expliziter Form vorliegt und somit bei Bedarf von der Gruppe mit anderem expliziten Wissen kombiniert werden kann.
Nonaka und Teukechi bezeichnen beide Prozesse der kollektiven Wissensentwicklung als Externalisierung und als Kombination. Die Prozesse der Sozialisation und Internalisierung vernachlässige ich in dieser Anschauung, da beide Prozesse den Kreislauf kollektiven Wissens vervollständigen, indem sie gemeinsam konstruiertes Wissen lehren. Mein Augenmerk soll an dieser Stelle auf die Generierung einer gemeinsamen Wissensbasis beruhen.

Meine These, die auf allgemeiner Beobachtung beruht lautet:

Individuelles Wissen, das von der Gruppe aufgegriffen wird, ist von der Aktivität des Teilnehmers, der Länge seiner Teilnahme an der Gruppe, seiner Zugehörigkeit zu dieser Gruppe, seiner Beliebtheit und gemeinschaftlichen Stellung in dieser Gruppe abhängig.

Die Auswirkungen auf den Wissensprozess sehen dann dementsprechend aus:

Informationen, die ein Teilnehmer in den Prozess gemeinsamer Wissensentwicklung hineinstellt, werden unterschiedlich aufgegriffen, wobei die Qualität seiner Information nicht ausschlaggebend ist. Die Reaktions- und Verarbeitungsgeschwindigkeit ist bei Personen, die aktiv sind, die eine lange Mitgliedschaft aufweisen können etc.(wie eben benannt) um ein Vielfaches höher, als bei Teilnehmern, die sich nicht in allen Merkmalen herausbilden konnten. Wobei individuelles Wissen von Teilnehmern, mit nicht so intensiv ausgeprägten Merkmalen, der Gefahr ausgesetzt ist, nicht oder nur sehr langsam aufgegriffen zu werden.

Mit Hilfe von Aktionssozigrammen (Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit) versuche ich meine allgemeine Beobachtung wissenschaftlich zu hinterlegen. In so einem Soziogramm sollen die Beziehungen zu den anderen Teilnehmern festgehalten werden, indem sie diese zitieren oder benennen, auch indirekte Verweise, indem sie dasselbe Thema aufgreifen oder dieselben Worte offensichtlich verwenden. Das Eingeben von neuem Input in Form von Beiträge oder Verweise per Link in das World Wide Web werden in diesem Soziogramm ebenso operationalisiert. Die Basis der Operationalisierung ergibt sich somit auf das Einfügen von neuem individuellen bzw. kollektiven Wissens, sowie dem Aufgreifen dieses neuen Inputs (Kategorisierung).
(weiterführende Gedanken: Intra-Rater-Reliabilität (Heranziehen von Blog-Kommentaren; Gespräche in der Gruppe))


mögliches Problem: Instrument der teilnehmenden Beobachtung

„Unschärfe entsteht durch eine hochgradig interaktive Kommunikation im Web, speziell social networks. Dadurch kommt es während des Prozesses der Interaktion selbst schon zur Selbstreflexion.
Eine weitere Schwierigkeit sind geschlossene Netzwerke. Dynamische Interaktionen, wie sie zum Beispiel in einer Google–Anwendung zu beobachten sind, können erst durch aktive Teilnahme des Forschers beobachtet werden. Die Methode der teilnehmenden Beobachtung wird in diesem speziellen Punkt durch unmittelbare Interaktion vor einer großen Herausforderung gestellt. Aus diesem Grunde ist eine notwendige Transparenz der eigenen Perspektive und ständige Reflexion für den teilnehmenden Beobachter im Web von besonderer Wichtigkeit. „