Die letzte Woche war geprägt von vielen Ereignissen, die sich abgesprochen haben mussten, mich von früh bis abends ständig auf Trab zu halten. Erstmals hatte ich mir vorgenommen, wegen des sehr guten W-Lan Anschlusses der TU-Dresden, parallel mitzubloggen. Diese Erfahrung im Kreise der Erziehungswissenschaftler wollte ich unbedingt an mir selbst ertesten. Der Gedanke an und für sich war gut, allein an der Ausführung haperte es.
Voller Elan und in erwartungsvoller Spannung hatte ich den Hörsaal als einer der ersten betreten. Die Platzwahl war groß. Also suchte ich mir in vermeintlicher Voraussicht einen Sitz in der Nähe einer Steckdose. Als bloggender Zuhörer wollte ich für die Eventualität eines Batterieschadens oder –überbeanspruchung für den Notfall gewappnet sein. Hätte ich vorher bedacht, dass ich in der Nähe der Eingangstür sitze und somit jeder später Ankommende sich um diese Tür und somit auch um meine Steckdose scharrte, wäre ich wohl voraussichtiger gewesen. Erfahrung lehrt hoffentlich.
Eine weitere Hürde an die ich zwar gedacht hatte, aber doch inständig hoffte, diese überwinden zu können, lag in dem Vorteil eines Tablet-PC’s selber. Der Vorteil wurde zu einem Nachteil. Schließlich hatte ich mich beim Kauf eines Laptops dazu hinreißen lassen, mich für einen Tablet-PC zu entscheiden, weil ich eben den störenden Bildschirm, der oftmals in aufgeklappter Form eine Kommunikationsbarriere zwischen den Personen vor und hinter dem Bildschirm bildete, so clever zu umgehen dachte. Clever war der Gedanke schon, doch nicht voraussichtig genug. Denn mit einem Stift konnte man gar nicht so schnell das Gesagte mitnotieren. Das Schreiben selbst verzögerte sich um ein Vielfaches. Ich wollte nicht aufgeben!
Mittlerweile hatte sich auch mein Nachbar für das technische Gerät interessiert. Freundlicherweise erklärte ich ihm die Funktionsweise und einige Vorteile gegenüber „normalen“ Laptops. Dann wurde das Licht heruntergeregelt, damit der Zuhörer, der mittlerweile auf Stühlen und Treppen saß, seinen Blick auf den Vortragenden fokussierte. Ein pädagogisches Mittel, dass in einem erziehungswissenschaftlichen Kongress angewendet wurde. Nur, erhellte jetzt mein Bildschirm meine ganze Umgebung. Ich war peinlich berührt. Eine zweite ablenkende Lichtquelle konnte unmöglich von den Anwesenden akzeptiert werden. Ich seufzte. Jetzt musste ich in den Pausen noch schneller mitschreiben, als wenn ich auf einer normalen Tatstatur klimpern würde. Wie ich dies umsetzen sollte, wusste ich noch nicht.
Die Pausen gestalteten sich ebenfalls anders, als gedacht. Zeit zum Schreiben gab es wenig. Eine Arbeitsgruppe wurde von Gesprächen abgelöst, ehe es zur nächsten Arbeitsgruppe ging.
Auch wenn nach meiner Sichtung das Angebot der Arbeitsgruppen zu 80 % mindestens aus „Lehre in Schulen und anderen Einrichtungen“ bestand, hatte ich dennoch etwas für mich entdeckt.
Für den ersten Tag kam sogar noch eine Überraschung hinzu. Mein Doktorvater, Prof. Marotzki wurde im Programm ausgeschrieben. Auch wenn ich die Themen mehr oder weniger schon kannte, beschloss ich mich hineinzusetzen. Ich wollte wissen, wie die vielen Kongressteilnehmer (insgesamt sollen es wohl an die 2000 Personen gewesen sein) auf ihn reagierten.
Am zweiten Tag faszinierte mich das Thema „mobile learning“. Diese Arbeitsgruppe war international besetzt, was ich noch zusätzlich als sehr reizvoll empfand. In Zusammenhang mit der Arbeitsgruppe „informelles Lernen“ kann ich sogar mit Begeisterung davon berichten, dass dieser Kongress ganz neue Gedanken in mir ausgelöst haben, die sich wunderbar in meine Arbeit integrieren lassen.
Abschließend möchte ich den Organisatoren des 21. Kongresses der DGfE danken. Nicht nur der fachliche Austausch wurde angeregt und bestens mit Materialien, Vorträgen, Arbeitsgruppen, Postersessions, etc … ermöglicht, auch ein hervorragendes Kulturprogramm in Bezug zu Dresdens „Kleinodien“ wurde angeboten. Alles mitzunehmen war schlicht unmöglich, auch wenn ich Einiges noch sehr gern zusätzlich wahrgenommen hätte. Abends jedoch zog ich es vor Bekannte und Freunde in Dresden zu besuchen, um mit ihnen bis in den Morgen zu reden.
Fazit: Die Tage waren anstrengend, sehr informativ, anregend und schön.
Als schmunzelnde Anregung dazu weise ich auf ein von mir erworbenes Buch auf der Buchmesse 2008 in Leipzig hin. Claus Leggewie und Elke Mühlleitner haben den akademischen Alltag in ihrem kleinen Lexikon „Die akademische Hintertreppe“ zusammengefasst. Von Wissenschaftler für Laien geschrieben, ist das Ziel des Buches den Alltag eines Wissenschaftlers auch für Laien und mit einer Portion Selbstironie verständlich zu machen. Die Autoren stellen 177 Begriffe aus der Wissenschaftssprache vor. Dabei erzählen sie, leicht bekömmlich und spritzig-süffisant, viele Hintergründe und Querverbindungen, die in dieser Weise oft nicht bekannt sind.
Das Thema Konferenz leiten beide mit der Frage nach deren Sinn in unserer heutigen Zeit ein. „Online-Chats und Tele-Meetings lassen einen bisweilen zweifeln, ob es noch sinnvoll ist, an einer Konferenz persönlich teilzunehmen.“ (S.159) Als Anmerkung dazu, ich habe bisher nur bei sehr wenigen Wissenschaftlern festgestellt, dass sie sich moderner Medien (damit meine ich nicht Power Point!) bedienen. Dennoch lassen sich nur wenige Wissenschaftler von einem Zusammentreffen dieser und ähnlicher Art abhalten. Dabei können Kongresse Kleinstadtgrößen erreichen mit mehr als 50.000 Teilnehmern. „Dort hat das Spiel, der durchschnittliche Vortrag, üblicherweise die Länge einer Halbzeit, aber hinterher und in den Spielpausen können Diskussionen leicht ausufern. […] Mindestens einmal sollte man sich als ordinärer Zuhörer gemeldet und mit einer klugen Bemerkung Eindruck gemacht haben. Denn eine Konferenz ist bekanntlich nicht nur ein Ort des Diskurses, hier will man sehen und gesehen werden. Auf Fluren und Gängen wird über Platzhirsche und Schwadroneure hergezogen und die nächste Berufung ausgehandelt, es werden Jungwissenschaftler vorgeführt und angeworben, Klatsch und Tratsch machen eine Konferenz erst richtig rund.“ (S.161)
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