Donnerstag, 17. Mai 2007

Darstellung meiner momentan vorherrschenden aber einseitigen Gefühle zum Thema: Medien – Bildung - Kirche

Der nachfolgender Blog gibt meine momentane sehr einseitige Gefühlslage wieder. In den nächsten Tagen versuche ich, eine annähernd wissenschaftliche Darstellung einzubringen.


Lange überlege ich nun schon, ob ich mich einer Religion anschließen möchte. Dabei habe ich die letzten Monate immer wieder darüber nachgedacht, ob der Glaube an die Ideen des Christentums wirklich hinreichend ist.

Gründe dafür gibt es genug, allerdings genauso viele, wie es Gründe dagegen gibt. Mittlerweile erstarre ich in der Entscheidungslosigkeit.

In den letzten Tagen habe ich mich vermehrt mit der Geschichte der Medien auseinander setzen müssen. Meine Aufmerksamkeit lag vor allem im Transport von den Ideen, jener immateriellen Form an Informationen, die in materiellen Gegenständen gespeichert werden.
Seit dem sind meine Zweifel größer geworden. Warum?

Mit der Erstarkung des Christentums hat die Kirche nicht nur andere Glaubensrichtungen gezielt unterdrückt und verfolgt, sondern auch die aus dem römischen Reich hervorgegangene Bildungsinfrastruktur zerstört. Öffentliche Schulen wurden zurück in die Klöster gelegt. Wer sich von nun an mit Bildung auseinander setzen wollte, musste in die Schule eines Klosters aufgenommen werden. Natürlich wurden die Zöglinge sorgfältig ausgewählt. An öffentlichen Universitäten wurden eigene Leute in eigens gegründeten Instituten untergebracht, die die apologetische Weltsicht propagierten. Eine systematische Verklärung setzte ein, der wir unser heutiges Bild vom Mittelalter verdanken, das wohl mehr von Klischees geprägt ist als von der historischen Realität.

Die Kirche blieb als alleinige Machtinstanz bestehen. Sie entwickelte sich zum Massenmedium, das praktisch die gesamte Bevölkerung beeinflusste. Eine Zensur war nicht notwendig, da es nichts zu zensieren gab, befand sich doch das ganze Wissen in den Händen der Kirche und sie bestimmte, was herausgegeben, bzw. weitergegeben wurde.

Heute betrachten wir die Klöster als einen Ort, an dem ein Schatz, namens Wissen, im Mittelalter überleben konnte. Auch von dieser Funktion hat das Kloster seine positive Bedeutung.
Doch, sie haben alles andere um sich herum systematisch zerstört und erst aus der Zerstörung haben sie ihren „guten Ruf“ erhalten!
Des Weiteren frage ich mich in den letzten Tagen, wo wir heute mit unserem Wissen wären, wenn die Kirche im Mittelalter nicht so verdammt viel zerstört hätte? Hätten wir keine so großen Probleme mit unserer Moral heute? Sicher sind das alles spekulative Fragen, die einen nur grübeln lassen und nicht weiterhelfen.

Wir, in Deutschland, haben einen ganz speziellen Umgang mit Wissen und deren Speichermedien. Allein das Wort „Bücherverbrennung“ löst bei mir Gänsehaut aus. Obwohl ich an anderer Stelle immer wieder gern auf manch` übertriebenen Umgang, den Büchern entgegengebracht wird, sogar mit Spott hinweise.
Bildung wird schon immer in unserem Land viel Ehrfurcht entgegengebracht. Stolz sind wir auf das ehemalige Land der Dichter und Denker.

Wenn ich dann davon lese, dass die Kirche unsere Gesellschaft wohl um Jahrhunderte in der Bildung zurückgeworfen hat und ich mich selber als einen Menschen verstehe, der sich mit der Entstehung und Bewahrung von Wissen einsetzt, dann komme ich noch mehr ins Grübeln, ob die Idee, mich zu der christlichen Lehre bekennen zu wollen, eine gute Idee war.

Vielleicht sollte ich beachten, dass man zwischen der Idee des Christentums und der Machtausübern unterscheiden sollte ?

(Quelle: Erik Möller, Die heimliche Medienrevolution: Wie Weblogs, Wikis und freie Software die Welt verändern, Heise Zeitschriften Verlag GmbH Co KG, Hannover, 2006)