Was soll ich schreiben, wenn einem die Nachricht vom Tode Carl Friedrich von Weizsäckers erreicht?
Früh morgens, ich wache auf, der Tag ist noch frisch, der Tau auf den Grashalmen ist von der Sonne noch nicht getrocknet und dann der Anruf, der diese Nachricht in meinen Tag hineinbringt.
Was soll ich schreiben?
Soll ich schreiben, wie alle, dass er unser letzter Universalgelehrter war? Kann ich das überhaupt, ihn, wie so viele andere als den Letzten bezeichnen? Soll ich schreiben, dass er ein besonderer Mensch war? Ist das nicht jeder? Soll ich schreiben, dass er ein Mensch, ein Christ, Philosoph und Physiker war? War er nicht noch viel mehr?
Für mich war Carl Friedrich von Weizsäcker ein Vorbild. Für mich ist er ein Vorbild! Er ist derjenige, der mich als angehender Wissenschaftler, dazu inspiriert hat, mich ernsthaft mit der christlichen Lehre auseinander zu setzen.
Ich habe ihn nie angetroffen, er war ein Mensch, dem ich nur in seinen Büchern und anderen Veröffentlichungen begegnet war. Seine Stimme hat mich zuerst aufhorchen und dann zuhorchen lassen. Ich versteh manches nicht, was er mit dem Gesagten meint, oder ich versteh es in einem viel simpleren Umfang, als er sagte. Mit jedem Wiederlesen oder Wiederhören erreicht seine Stimme nicht nur meinen Verstand, sondern viel mehr mein Herz. Ich brauche die Logik seiner Worte nicht wirklich hören, denn mein Herz spürt sie.
Ich empfinde seinen Tod als großen Verlust und ich weiß, dass dies egoistisch ist. Wird jemand seinen Weg fortführen können? Auch dieser Gedanke ist egoistisch. Natürlich werden Millionen seine Ideen aufgreifen, ob bewusst oder unbewusst. Er ist ein Teil der Menschheit und das wird er immer bleiben. Und sein Wissen? Was ist mit diesem? Haben wir den Zugang dazu verloren? Dieses Wissen, was wir so dringend in dieser Zeit benötigen. Oder wird es für immer da sein? Nur, dass wir nun nach einem neuen Zugang dazu suchen müssen? Vielleicht ist das auch unsere Chance, meine Chance ihn in seinem Wirken verstehen zu lernen?
Momentan kann ich nur sagen, sein Tod tut so weh …