Dienstag, 15. Januar 2008
Medien am Pranger
An seinem 38. Geburtstag beehrt Stefan Niggemeier Leipzig mit einem Vortrag über seine Erfahrungen bei BILDblog. Erst kürzlich wurde er als Journalist des Jahres für seine Arbeit vom „Medium Magazin“, einer unabhängigen Journalisten Zeitschrift, geehrt.
Das erste Mal besuche ich die Vortragsreihe der Universität Leipzig, die von dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft, jedes Jahr ausgetragen wird. Das „Zeitgeschichtliche Forum“ stellt freundlicher Weise ihre Räume zur Verfügung, ausgeschrieben ist diese Veranstaltung auf ihrer Homepage dennoch nicht. Nur durch Zufall hatte ich davon erfahren.
Die Frage ist berechtigt, mit der der Vortrag am heutigen Abend eingeleitet wird: „Wie verändert sich der Journalismus mit den dynamischen Netzwerktechniken im Web?
Bildblog verstehe ich jedoch nur als ein exemplarisches Beispiel, das auf Trends, Möglichkeiten, aber auch Gefahren mit den dynamischen Webinhalten hinweist.
Gleich zum Anfang weist Niggemeier auf einen deutlichen Unterschied im journalistischen Arbeiten zwischen den neuen und den klassischen Medien hin. Während ein Journalist im klassischen Medium oft eine Vielfalt an Themen abdeckt, stellt sich ein Blog einem oder nur eine eng begrenzte Anzahl von Themen, die immer wieder aktualisiert werden.
Die nächste Frage leitet den Zuhörer weiter: „Warum sollten Medien überhaupt bestraft werden?“
Zwei Aussagen werden gegenübergestellt: „If we reported it, it’s a fact.“ (Lou Dobbs) und “Wo Menschen arbeiten, passieren auch Fehler.” (Kai Dieckmann)
Niggemeier spricht dabei den Umgang von Journalisten mit Fehlern an. So werden leichte Fehler zugegeben, große Fehler hingegen, wo teilweise auch gerichtliche Prozesse verloren worden, finden sich heute noch auf der Homepage von Bild.
Journalisten räumen ungern Fehler ein und die Medien schreiben oftmals voneinander ab. Vergleich: Niggermeiers Blog: „Chronologie einer Falschmeldung“
Das der Presserat und andere Institutionen auf den Wahrheitsgehalt der Berichterstattung und den Umgang mit Ereignissen überwachen; diese Aufgabe traut Stefan Niggemeier den Institutionen nicht zu. Er weist stattdessen andere Möglichkeiten auf.
Solidarische Abmachungen, die bisher vorwiegend in den klassischen Medien auftraten und von Sprichwörtern wie, „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus“ begleitet wurden, werden durch neue journalistische Webmöglichkeiten untergraben. Erfolgt eine journalistische Berichterstattung online oder gar in Blog so wird die Berichterstattung von dem Charakter gekennzeichnet, den Arianna Huffington als „obsessiv and compulsive disorder“ sind. Print und klassische Medien besitzen hingen einen „attention deficit disorder“ Charakter. (Reuters Interviews Arianna Huffington, November 2006)
Daher ist Stefan Niggemeier die Wirkung seiner Arbeit auf die Öffentlichkeit das maßstäbliche Kriterium, als auf das kritisierte Medium selbst.
Es geht ihm nicht darum, Medien an den Pranger zu stellen. Die Aufgabe von so genannten „Watchblogs“ liegt viel mehr in ihrer aufklärerischen Funktion. Ein Vergleich mit der mittelalterlichen Praktik des Prangers ist deswegen überzogen.
Trackback(s)
* 9. Januar 2008: von Daniel in Heldenstadt
* 10. Januar 2008: von longtail - Leere Signifikanten
* 10.Januar 2008: von "Mehr Googeln": Martin Welker
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